Disziplin umsetzen

 Beispiel 1

 

Ich versprach im letzten Block Beispiele für den Einsatz von Disziplin zu erbringen. Ich werde mich auf zwei, ganz unterschiedliche Beispiel beschränken.

 

Bei meinem erstes Beispiel möchte ich Sie bitten, mit mir eine fiktive Reise auf dem Jakobsweg zu unternehmen.

 

Aber was könnte all dies mit mit Disziplin zu tun haben?

 

Schon lange bevor wir die Reise antreten, wird die Planung und die Vorbereitung dieser Reise Unsere Routine erschüttern.

 

Vielleicht raten Ihnen Freunde ab:

  • Das schaffst Du nie!
  • Weißt Du, wie anstrengend das ist?
  • Ist Dir das nicht zu gefährlich?
  • Was das alles kosten wird?

Aber kein Argument kann Uns abhalten. Von nun an werden Wir für die Planung der Reise, statt den Abend gelangweilt auf der Couch zu verbringen, damit beschäftigt sein, Informationen einzuholen, zu Planen, und Vorbereitungen zu treffen.

 

Sie treten in Kontakt mit Leuten die den Jakobsweg bereits hinter sich haben und holen Rat und Tipps ein:

  • Wie lang ist dieser Jakobsweg überhaupt?
  • Wo verläuft er?
  • Gibt es Erfahrungsberichte?
  • Welche Ausrüstung werde ich benötigen?
  • Wie viel Geld wird mich diese Reise kosten?
  • Muss ich mich versichern, wenn ja, wie?
  • Welche Übernachtungsmöglichkeiten gibt es?
  • Reise ich alleine, oder kommt wer mit?

Sie sind bereit, Einschränkungen in Kauf zu nehmen, die kurzfristig schmerzen, aber langfristig einen besonderen Vorteil bieten:

 

Ihre Planung wird einzigartig sein. Während wir das Fernsehprogramm schnell wieder vergessen, werden wir uns noch lange an diese Abende des Recherchierens erinnern. Das heißt, sie beschäftigen sich kontinuierlich mit dem Thema, verzichten auf lieb gewonnene Gewohnheiten und nehmen Anstrengungen auf sich, um ein bisher noch fernes Ziel zu erreichen.

 

Genau dies ist eine Definition für Disziplin. Sie setzen sich ein Ziel und eine Deadline bis zu der sie es erreicht haben wollen.

 

Aber lassen Sie uns weiter denken;

 

Alle Vorbereitungen sind erledigt, der Termin steht, aber als Sie zur Abreise bereit sind, teilt Ihnen der Freund, der Sie begleiten wollte mit, dass er erkrankt ist und die Reise absagen muss.

 

Unangenehm. Trotzdem. Sie haben Zeit und Geld investiert um die Reise antreten zu können, darum entschließen Sie sich, sich trotzdem auf den Weg zu machen, auch wenn Ihnen die Vorstellung alleine zu Reisen unangenehm ist.

 

Und wieder eine Definition von Disziplin. Sie verfolgen Ihr Ziel unabhängig davon, was andere denken, oder ob Sie begleitet werden.

 

Sie haben es geschafft mit Bahn, dem Flugzeug oder dem Auto an den Startpunkt der Reise, hier zum Beispiel Caminho Portugues in Portugal zu reisen und machen sich auf der verhältnismäßig leichten Strecke von 240 km auf den Weg.

 

Sie waren Umsichtig in der Planung und wählten das Frühjahr, weil es noch nicht so heiß ist wie im Sommer. Allerdings tragen Sie ihren Rucksack auf dem Rücken, und dieser ist schwer. Die erste Stunde erscheint ihnen noch erträglich, aber bald bemerken Sie, dass Sie Gewicht ablegen müssen, wenn Sie den ganzen Weg schaffen wollen. Also müssen Sie sich von Unnötigem trennen. Sie verzichten also auf einen Teil der Kleidung, die zwar schick ist, aber nur belastet. Sie sind es gewöhnt, kurz vor dem Einschlafen noch eine Seite zu lesen. Aber Sie lassen auch das Buch zurück, ist ja nur Gewicht.

 

Hier bedeutet Disziplin, sich von unnötigem Ballast zu trennen.

 

Die ersten Tage waren besonders schwer. Sie sind schon lange nicht mehr so lang und weit am Stück gegangen. Abends fühlen sie sich todmüde und schlafen sehr schnell ein. Das Buch erübrigte sich. Und dennoch klingelt der Wecker viel zu früh. Aber sie stehen auf und machen sich weiter auf dem Weg.

 

Und wieder treffen wir auf Disziplin. Sie stellen sich der Aufgabe, obwohl es momentan angenehmer wäre, noch ein paar Stunden zu ruhen. Sie ziehen den langfristigen Erfolg der momentanen Bedürfnisbefriedigung zugunsten Ihrer selbst gewählten Aufgabe vor.

 

Der Muskelkater in den Beinen erschwert ihnen jeden Schritt. Und doch schleppen sie sich weiter.  Sie wissen, dass der Muskelkater durch ständige Bewegung leichter werden wir. Das angenehme daran, sie bemerken Muskeln an Stellen, an denen Sie sie nie vermutet hätten. Und Sie wissen, die Muskeln werden nach der Reise sichtbar sein. Sie entschließen sich also, weiter zu gehen, und in der Herberge ein warmes Bad zu nehmen und sich mit Arnikasalbe zu cremen.

 

Diszipliniert, wenn auch langsam stellen Sie sich der Schwierigkeit die sich Ihnen in den Weg stellen und suchen gegebenenfalls nach Lösungsmöglichkeiten.

 

Als weiterer Vorteil stellt sich heraus, dass Sie viele neue, interessante Leute kennen die mit Ihnen das selbe Ziel und Interesse teilen. Es ist nun für Sie nicht mehr so wichtig, das Sie die Reise allein antreten mussten. Aber nach wenigen Tagen treffen Sie auf das nächste Problem. Blasen an den Füßen. Schmerzhaft und unangenehm. Bleibt nur eines. Die Blasen behandeln. möglicherweise Schutzpflaster auflegen, und in schweren Fällen eine Rast einlegen. Wieder stellt sich die Frage, die Reise abzubrechen. Aber kaum erholt, machen Sie sich weiter auf den Weg.

 

Auch das ist Disziplin. Sich um den eigenen Körper kümmern, keinen Raubbau betreiben und sich mit Hemmnissen auseinandersetzen. Wege suchen, um die Probleme zu mildern oder zu beseitigen, aber dann den Weg vorsetzen.

 

Trotz all den Anfangsschwierigkeiten haben Sie in den letzten Tagen schon 80 km des Weges zurückgelegt. Aber vor ihnen liegen noch 160 endlose Kilometer. Und Sie waren ja schon ein Stück auf dem Weg. Niemand mehr könnte behaupten, Sie hätten es nicht probiert. Aber auch wenn alle es verstehen würden, einer würde es wissen! Sie selbst!

 

Darum ist umkehren oder aufgeben für Sie keine Option. Sie sammeln in jeder Herberge einen Stempel, die Ihren Erfolg belegt, und bestätigt, dass jeder Zurückgelegte Abschnitt eine Prüfung war. Und Sie sind stolz auf Ihre kleinen Zwischenerfolge.

 

Sie respektieren die eigenen Anstrengung und Erfolge und wertet Sie auch als solche. Aber Sie geben sich nicht damit zufrieden, sondern gehen weiter Ihrem Ziel entgegen.

 

Immer noch liegt Ihr Ziel in unendlicher Ferne. Trotzdem wollen sie es erreichen, auch wenn Ihnen klar ist, dass die letzten Kilometer immer schwerer werden, und bergauf führen könnten.

 

Andererseits bemerken Sie auch schon erste Veränderungen. Sie fühlen sich muskulöser und das Gewicht des Rucksacks fühlt sich nicht mehr schwer an. In der Zwischenzeit haben Sie ein ausgewogenes Verhältnis von Rast und Bewegung gefunden und erfreuen sich an den neuen Eindrücken. Aber es ist Frühjahr. Das Wetter ist unbeständig, mal Wind, mal Regen, mal fasst wieder zu heiß. Darum schaffen Sie es nicht, an jedem Tag die selbe Strecke zurück zu legen. Mal geht es leichter und schneller, mal müssen Sie Hindernisse überwinden und dem Wetter trotzen. Trotzdem versuchen Sie jeden Tag ein selbst gestecktes Zwischenziel, in diesem Fall, die nächste Herberge zu erreichen.

 

Es ist nicht immer möglich, jeden Tag die selben guten Leistungen zu erzielen. Aber Sie gestehen es sich zu, an einem Tag etwas schlechter zu sein, und an einem weiteren wieder aufzuholen. Wichtig ist, dass Sie Ihren Weg trotz Hindernissen fortsetzen.

 

In der Zwischenzeit müssen Sie immer längere Strecken alleine zurücklegen, weil ein Teil Ihrer Begleiter aufgegeben haben, oder nicht mehr mit Ihnen Schritt halten kann. Nur noch wenige Begleiter sind an Ihrer Seite. Ein paar von Ihnen vermissen Sie besonders, weil Sie die Zeit und die geführten Gespräche so genossen. Trotzdem behalten Sie Ihr Tempo bei und schreiten unbeirrt weiter.

 

Sie bleiben nicht stehen, nur weil andere nicht Schritt halten können, sondern steuern trotzdem aller Schwierigkeiten auf Ihr Ziel zu.

 

Das meiste des Weges ist geschafft, aber sie sind erschöpft und Müde. Ihre letzten Begleiter geben auf, obwohl das Ziel bereits in absehbarer Nähe liegt. Nur noch ein bis zwei Tage, dann werden Sie da sein. Niemand ist mehr an Ihrer Seite. An dieser Stelle zögern Sie noch einmal. Sie denken, keiner meiner Begleiter ist mehr an meiner Seite. Es waren viele großartige Menschen, aber keiner schaffte den Weg bis zu Ende. Warum sollte ich es schaffen? Hat es wirklich Sinn für mich, noch weiter zu gehen? Habe ich mir nicht schon bewiesen, zu was ich fähig bin? Gerade als sie im leichtem Nieselregen diesen Gedanken hegen, bemerken Sie, das der vorgesehene Weg durch Regenfälle und Witterung unbegehbar ist. Sie müssen ausweichen und einen größeren Umweg machen, was Sie um Tage zurück werfen würde.

 

Aber Sie nehmen den Umweg und die Verzögerung in Kauf. Sie haben schon zu viel Kraft und Geld in dieses Unterfangen investiert.

 

Und hier einer der letzten Punkte, die Disziplin ausmachen. Sie geben nicht auf, bevor Sie ihr Ziel erreicht haben, egal wie weit der Weg noch ist, oder wie schwer die letzten Meter erscheinen, oder welche Schwierigkeiten und Verzögerungen sich Ihnen noch in den Weg stellen.

 

Endlich! Sie sind angekommen. Sie stehen vor der Stadt Santiago de Compostella. Nur noch wenige Kilometer bis zum eigentlichen Ziel, die beliebte Pilgerurkunde, die sogenannte Compostela.

 

Lassen Sie uns kurz innehalten und Bedenken, was das jetzt für ein Triumphgefühl sein muss!

 

Lassen Sie uns nun zusammenfassen, was Ihnen das Aufrechterhalten der Disziplin gebracht hat.

 

Natürlich, auch Schmerzen, Entbehrungen, Anstrengung und Erschöpfung. Aber was noch?

 

Sie haben Ihre persönlichen Grenzen überschritten und Seiten an sich kennengelernt, mit denen Sie nie gerechnet hätten.

  • Sie haben gemerkt, dass Sie fähig sind, obwohl niemand es Ihnen zutraute, was Ihr Selbstbewusstsein stärkte. Nun können Sie sich weiteren Herausforderungen stellen.
  • Sie haben neue Eindrücke gesammelt, die nicht mit Geld aufzuwiegen sind.
  • Sie haben einen Nachweis für die erbrachte Leistung.
  • Sie haben Erinnerungen die sie den Rest Ihres Lebens begleiten werden und mit Stolz erfüllen. Diesen Erfolg kann Ihnen niemand mehr nehmen.
  • Sie konnten neue Kontakte knüpfen.
  • Ihr Horizont hat sich erweitert.
  • Sie fühlen sich gesünder und fitter als lange Zeit davor.
  • Disziplin erschütterte die Schranken Ihrer Komfortzone, aber verjagte auch Langeweile.
  • Sie hatten ein Ziel, das Ihren Bemühungen Wert verlieh.
  • Ihr Selbstwertgefühl ist gesteigert, Sie trauen sich nun mehr zu als zuvor und sind sich Ihrer Fähigkeiten und Werte bewusster.

 Fassen wir noch einmal die erarbeiteten Regeln zusammen:

 

Sie setzen sich ein Ziel und einen Zeitrahmen bis zu der sie Ihr Ziel erreicht haben wollen, bedenken aber auch, dass es zu Verzögerungen kommen kann und planen diese mit ein.

  • Sie nehmen Rat und Hilfe von jenen an, die das gewünschte Ziel bereits erreicht haben.
  • Sie sind bereit, Einschränkungen in Kauf zu nehmen, die kurzfristig Schmerzen oder Unannehmlichkeiten verursachten, aber langfristig einen besonderen Vorteil bieten.
  • Sie verfolgen Ihr Ziel unabhängig davon, was andere denken, oder ob Sie begleitet werden
  • Sie werfen unnötigen Ballast oder Gewohnheiten ab.
  • Sie verfolgen Ihr Ziel, wenn auch langsam, stellen Sie sich der Schwierigkeit die sich Ihnen in den Weg stellen, übernehmen Verantwortung  und suchen gegebenenfalls nach Lösungsmöglichkeiten, die Ihnen vorher verschlossen waren.
  • Sich kümmern sich um den eigenen Körper und betreiben keinen Raubbau an Ihrer Gesundheit und setzen sich mit Hemmnissen konstruktiv auseinander. Zudem reflektieren Sie Ihren Weg, um die Probleme zu mildern oder zu beseitigen und die Richtung gegebenenfalls zu korrigieren, bleiben aber in Zielrichtung.
  • Sie respektieren die eigenen Anstrengung und Erfolge und werten auch als Zwischenziele.
  • Es ist nicht immer möglich, dieselben guten Leistungen zu erzielen. Aber Sie gestehen es sich zu, an einem Tag etwas schlechter zu sein, und an einem weiteren wieder aufzuholen. Wichtig ist, dass Sie Ihren Weg trotz Hindernissen fortsetzen.
  • Sie bleiben nicht stehen, nur weil andere nicht Schritt halten können, sondern steuern trotzdem aller Schwierigkeiten auf Ihr Ziel zu.
  •  Und hier einer der letzten Punkte, die Disziplin ausmachen. Sie geben nicht auf, bevor Sie ihr Ziel erreicht haben, egal wie weit der Weg noch ist, wie schwer die letzten Meter erscheinen, oder welche Schwierigkeiten und Verzögerungen sich Ihnen noch in den Weg stellen.

Dies lässt sich auf so ziemlich jede Lebenssituation umsetzen.

 

Noch Fragen? Melden Sie sich doch mal unverbindlich.