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Fehler macht jeder - warum das nicht so schlimm sein sollte

Oh mein Gott! Schon wieder! Dieser Moment, in dem alles in uns einfriert!

Und plötzlich ist sie da: Die Schockstarre.
Jeder von uns kennt das. Niemand ist davor sicher. Denn uns allen passiert es. Wir machen Fehler. Immer wieder! 
Wir schämen uns dafür! Fehler zu machen ist schrecklich! Das haben wir von klein auf gelernt. 
Diese Lernerfahrung trägt die seltsamsten Früchte! Im besten Falle geben wir den Fehler zu und versuchen ihn zu korrigieren. Im schlimmsten Fall verharren wir und machen damit alles schlimmer. 
Aber einen Fehler einzugestehen, das erfordert Größe - und Mut. Nicht jeder hat beides. Viele scheuen davor zurück, es zu versuchen.
Angela Merkel sagte am Ende ihrer Amtszeit: 
"Ich habe alles richtig gemacht!"
Ich weiss nicht wie Du das siehst. Aber wenn ich so zurückschaue, wäre schon noch viel Luft nach oben gewesen!
Im Gegensatz Politiker zu Österreich ist es in Deutschland für fatal, offen zu eigenen Fehlern zu stehen. Das wäre ja ein Eingeständnis dafür, dass sie nicht perfekt, praktisch auch "nur" Menschen sind. Dann könnten sie nicht mehr so hart über andere Urteilen oder versuchen, das Volk zu "erziehen".
Da wir uns im allgemeinen an mächtigen Vorbildern orientieren, ist es in unserer Kultur normal, Fehler nicht zuzugeben.
Darum ist die erste Reaktion - meist auch die Einzige - den "Schuldigen" zu suchen! Meist finden wir dann auch einen, oft in den untersten Reihen. 
Denn auch dass ist normal ... in solchen Fällen wird die Verantwortung nach unten weiter gereicht.
Schlimm, wenn wir selbst dann die Schuldigen sind und Verantwortung tragen müssen. Denn nicht nur wir haben dann das Nachsehen, das System verschenkt mit dieser Handlungsweise wichtiges Potential und gesteht zu, dass jene wichtige Posten bekleiden, die dem gar nicht gewachsen sind.
Doch es gibt noch weitere Gründe, warum dieser Umgang mit Fehlern so fatal ist! Gerade in Fehlern liegt oft die Chance zu wirklicher Verbesserung. Damit meine ich nicht nur, dass unfähige Kleingeister vielleich mal ihren Platz räumen sollten. 
Ich meine etwas viel Größeres - etwas das wir von Mutter Natur lernen könnten.
Mutter Natur macht Fehler, und nicht zu knapp! Aber sie hatt den Mut zur Veränderung, der Menschen oft fehlt. 
Du glaubst mir nicht? Doch! Das kann ich Beweisen! Ich sage nur ein Wort: Evolution.
Die Natur wie die Gesellschaft verändern sich unaufhörlich. Doch die Natur ist uns in einem Punkt weit voraus: Sie klagt und weint nicht über ihre Fehler. Sie versteckt sie nicht, sie leugnet sie nicht. Im Gegenteil - sie nutzt sie!
Glaubst Du wirklich noch, der Mensch ist die fehlerlose Krönung der Schöpfung?
So weit ich weiß, und natürlich, ich weiss nicht alles, ging der Mensch aus kleinen, mausgrossen Geschöpfen hervor, die sich nachts vor den mächtigen Sauriern in der Erde verstecken mussten. 
Ein scheinbarer Fehler, der so wenig störte, dass er nie "korrigiert" wurde. Millionen von Jahren beherrschten mächtige Kreaturen die Erde. Doch dann - das Warum ist bis heute umstritten - verschwanden sie. Und plötzlich bekam dieser vermeintliche Fehler seine Chance! Die Evolution der Säugetiere nahm ihren Lauf. 
Ich weis, es klingt nicht besonders schmeichelhaft, das Ergebnis eines Fehlers zu sein, der seine Chance bekam. Doch für mich war es Glück, sonst könnte ich heute diesen Blog nicht schreiben! 
Im Laufe der Menschheit erwiesen sich Fehler immer wieder als Glück!
Hätte der Mensch sein großes Kiefer mit mächtigen Zähnen behalten, hätte er vielleicht nie gelernt, Feuer zu nutzen oder Werkzeuge zu bauen. Unser Gehirn wäre kleiner geblieben, unsere Körper behaarter. Frauen müssten sich heute weder mit BHs noch mit hochhackigen Schuhen quälen. Aber ich finde, diesen Preis war es wert!
Auch später profitierte die Menschheit von Fehlern, für die sich jemand verantwortlich zeigte.
Die grossartige Marie Curie zahlte ihren Irrtum mit einem schmerzhaften, frühen Tod. Doch das Röntgengerät, das sie verstrahlte, rettete Millionen Menschen.
Ein anderes Beispiel: 
Wäre Alexander Flemming nicht so frustriert von seinen erfolglosen Versuchen gewesen, dass er sein Labor schlampig hinter sich verschloss und in den Urlaub fuhr, er hätte in den verunreinigten Petrischalen nie das Penicilin entdeckt!
Oder denk an Albert Hoffmann:
Hätte er bei der Erforschung eines Herzmittels besser aufgepasst, und sich nicht ein paar Tropfen dieser Substanz vom Finger geleckt, er hätte nie Kühe fliegen sehen. Dadurch wäre uns eine neue Richtung in der Schmerzmittelerforschung entgangen! Und mal ehrlich: Hättest Du Lust auf eine Zahnbehandlung, ganz ohne Betäubung?
Fehler ziehen sich durch die gesamte Menschheitsgeschichte. Stets waren es Menschen mit Mut , die zu ihren Irrtümern standen - und damit den Fortschritt möglich machten. Die Liste solcher Persönlichkeiten ist endlos!
Keiner von Ihnen sagte je: "Ich habe alles richtig gemacht", sondern sie taten das einzig Verantwortungsvolle! Sie gestanden ihre Unvollkommenheit ein und sagten: "Ich gehe einen Schritt zurück und beginne von Neuem mit dem, was ich daraus gelernt habe."
Ich finde, genau das sollten wir alle tun. Statt so zu tun, als wären wir perfekt, könnten wir anfangen, die richtigen Fragen stellen, ab und zu einen Schritt zurück hehen und besser und klüger von vorne beginnen.
Nicht, wer ist Schuld?
Sondern: "Wie konnte das passieren?
Was können wir verbessern und wie können wir das nutzen?
Aber dazu gehört Mut und ein starker Charakter und die Bereitschaft, etwas zu ändern. 
Zuzugeben, "so funktioniert das nicht! Wir müssen etwas anders machen!"
Dann müssten wir den Mut haben, Fehler im System zu suchen - sie zu beheben oder zumindest als Chance zur Verbesserung begreifen.
Dann müsste auch ab und zu ein Mächtiger seinen Platz räumen und eingestehen: "Ich war dieser Aufgabe nicht gewachsen", und jemand talentierterem eine Chance geben. 
Vielleicht wäre das nicht nur gut für alle - sondern sogar für ihn selbst heilsam und würde ohne die Überforderung sein eigenes Leben verbessern?
Kleine Kinder wissen das noch, zu was Fehler nützen. Sie stehen auf, fallen hin, stehen wieder auf, bis sie die richtige Methode entdecken. Das alles ohne Scham.
Wir könnten nicht nur mehr daraus lernen, wir würden Freiraum für Veränderung und Kreativität schaffen, müssten nicht mehr so viel sorgen und überwachen, sondern würden uns spielerisch weiter entwickeln. 
Ich persönlich habe mein Fazit gezogen. Ich gestehe mir und anderen Fehler zu. Das heisst natürlich auch, ich werde nie zu den "ganz Grossen" gehören. Die geben keine Fehler zu. Gerade in dieser Zeit muss ich dafür keine Namen nennen.
Aber dafür finde ich jeden Tag neue Möglichkeiten. Ich erkenne meine Grenzen, wachse an meinen Fehlern - sehe was schiefläuft und geändert werden sollte, auch wenn es am Anfang vielleicht noch nicht so klappt und ich mehrere Anläufe brauche.
Ich kann aus meinen Fehlern lernen und versuchen es das nächste Mal besser zu machen. Genau das zeigt mir neue Wege, die ich ohne Fehler nie gesehen hätte.
Und Du? 
Bist Du schon auf dem Weg? Bist Du bereit, zerschossene Projekte fallen zu lassen und mit neuem Wissen noch einmal neu anzufangen? Hast Du die Grösse einzugestehen, "Das war mein Fehler. Jetzt mache ich es anders?"
Oder bleibst Du noch immer in Deiner scheinbar perfekten Fassade, auch wenn die gleichen Fehler immer wiederkehren und alles schlimmer machen?
Bitte, sag mir, was Du denkst!
Vielleicht ist das dann genau meine Chance, neu zu überdenken, neu zu beginnen, meine persönliche Evolution voranzutreiben.
Ich freu mich schon auf Deine Rückmeldung! 😉


 

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