Die Evolution des Ruhms – 15 Minuten oder 3 Sekunden?

In der Zukunft wird jeder 15 Minuten lang berühmt sein ... sagte einst Andy Warhol. Damals ahnte noch keiner wie viel Wahrheit in dieser Aussage stecken könnte.

 

 

 

Ich erinnere mich noch. Ich hörte es und wunderte mich. Wozu soll das gut sein? Wer sollte daran Interesse haben nur für 15 Minuten berühmt zu sein? Das mich irritiert!

 

 

 

 

Heute sehe ich das anders. Oft freue ich mich schon, wenn meinem Post mehr als drei Sekunden Aufmerksamkeit geschenkt werden. 

 

 

 

Warhol-Zitat vs. Heutige Scroll-Gewohnheiten

 

 

Tatsache ist, kaum jemand nimmt sich noch 15 Minuten Zeit. Jede Aufmerksamkeit die länger als 3 Sekunden dauert ist es wert in Insights erfasst zu werden.

 

 

 

Moment ... das wären umgerechnet ... oh, ich und Zahlen ... 15 x 60 xb60 = 54.000-mal für drei Sekunden gesehen werden, und schon hat man seine 15 Minuten Ruhm!Was für eine Zahl! 

 

Hätte ich 54.000 Follower, ich wüsste, ich bin auf einem guten Weg! Aber um das zu erreichen muss ich Content erbringen. Nicht einmal, sondern immer und immer wieder, sieben Tage die Woche!

 

 

 

Um dann, nach 3 Sekunden wieder vergessen zu werden? Meist sogar früher?  Der heutige User verharrt nicht, zögert nicht ... ein kurzer Klick, und schon ist er wieder weg! 

 

 

 

Egal wie Ichs dreh und wende ... irgendwie scheint es mir seltsam! Content als Kurzzeitkonsumgut. Es berührt sozusagen kurz unser Gehirn, während die Augen schon zum Nächsten schweifen. Das gibt mir zu denken! Will ich wirklich diese Art Ruhm? 

 

 

 

Aus dem dunklem Grau meines Frontalkortex bahnt sich eine längst archivierte Erinnerung ihren Weg in mein Bewusstsein. Aus der Zeit, als die Welt sich noch etwas langsamer drehte. 

 

 

 

Einst, als ich noch jung war, reiste ivch nach Rom. Dort besuchte ich natürlich auch den Petersdom, ohne zu wissen was mich erwarten würde.

 

 

 

Wie versteinert blieb ich vor Michelangelos Pieta stehen. Noch heute raubt mir die Erinnerung den Atem! 

 

Nicht nur die Schönheit der Madonna mit dem kindlichem Gesicht und dem schmerzlichen Ausdruck fesselte mich. Es war das Gesamtbild. Diese unglaublich lebensecht wirkende Darstellung, gemeißelt aus kaltem Stein. Ein Meisterwerk, dessen Ruhm man über die Jahrhunderte längst nicht mehr in Sekunden oder Besucher rechnen kann.

 

 

 

Allerdings ... Michelangelo schuf dieses Kunstwerk nicht in 5 Minuten. Nicht einmal in fünf Tagen! Der geniale Mann brauchte ca. Ein Jahr, vielleicht etwas länger. 

 

 

 

Kaum anders ist es mit dem Werk seines Zeitgenossen Leonardo da Vinci. Für sein Gemälde, einer nach heutigen Maßstäben eher unattraktiven Frau, brauchte er 14 Jahre. 

 

 

All dies gilt nicht nur für Skulpturen. Tolkien schrieb 10 Jahre am Herrn der Ringe!

 

 

 

Was ist es, dass Menschen wie mich staunen und träumen, innehalten und verweilen lässt?

 

 

 

Für mich eine wirklich spannende Frage. Was kann ich als Autorin daraus lernen? Was  wünschen sich meine Leser damit sie weiterlesen wollen und voll Spannung auf das nächste Buch warten? 

 

Ist es wirklich der kurze Content, möglichst einfache Sprache, das kurze sinnleere Meme, der schnelle Blog? Muss ich mich wirklich auf hundert verschiedenen Plattformen repräsentieren um echtes Interesse zu wecken?

 

 

 

Ein Unmut beginnt sich in mir zu regen. Ein lautes NEIN möchte sich mit den Lippen formen.

 

 

 

Eigentlich ist das nicht das, was ich will! Ich möchte, dass Menschen länger verweilen, innehalten, vielleicht auch staunen, vor allem aber darüber nachdenken.

 

 

 

Da gibt es noch etwas das ich will. Ich will zu keiner Content-Maschinerie werden. Ich will nicht nur reden, um da gewesen zu sein. Ich möchte von Dingen sprechen und schreiben, die mich bewegen. 

 

 

 

Genau da liegt der Haken für mich! Mich bewegt nicht alles. Schlimmer noch, es gibt Tage, da scheint mir nur ganz wenig wichtig und mir fällt nichts ein. An anderen Tagen könnt ichs grad so raushauen! Was für ein Dilemma! Regelmäßig, dosiert, nutzerfreundlich - huch, ein böser Bindestrich ... einfach nur weil ich ihn hier schöner finde ..., all das bin ich nicht, passt so nicht zu mir!

 

 

 

Ich überleg mir gut, was ich sagen will. Wann will ich es sagen. Wer soll es erfahren? wen soll es berühren?

 

Ganz sicher will ich jedoch nicht schreiben, was nicht mich selbst berührt. Ich möchte Themen die mir wirklich wichtig sind! Mit dieser Haltung werden weder ich noch meine Bücher jemals wirklich berühmt werden.

 

 

 

Doch halt! Da fällt mir etwas ein! Vielleicht ist all das so auch gar nicht nötig?

 

 

 

Die Lesedauer meiner Bücher übersteigt deutlich 15 Minuten. Manche Leser warten darauf, wie es weiter geht. Auch so manche meiner Blogs werden gelesen und geteilt ...

 

 

 

Vielleicht habe ich ja längst meine 15 Minuten Ruhm erreicht? Vielleicht gibt es Leute, die gerne 24 Stunden auf das nächste Meme, eine Woche auf den nächsten Blog und Monate auf das nächste Buch warten, und ich merke es nur nicht?

 

 

 

Was ist mit Dir? Was ist Dir lieber? Schnell wechselnder Content? Viel zum kurzzeitigem Scrollen? Oder etwas, dass Dich beschäftigt? Vielleicht sogar zum Denken und zum Träumen anregt?

 

 

 

Lass doch einfach einen Kommentar da! Vielleicht schaffe ich es mit Deiner Hilfe doch noch zu meinem ganz eigenem, echten Ruhm?

 

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