Gedanken zur Erklärung des Phänomens überbordender Bürokratie und Lösungsvorschläge, die machbar sind, ohne das System in den Grundfesten zu erschüttern.
In meinem letzten Blog sprach ich darüber, welche systemrelevante Rolle Faxe heute noch spielen. (https://www.coaching-gabriele-tiefenthaler.com/2025/06/13/b%C3%BCrokratie-oder-was-babyboomer-bis-generation-z-gemeinsam-haben-und-warum-wir-darum-alle-ein-faxger%C3%A4t-brauchen/)
Bedrohungen und Mechanismen, die auch uns betreffen und gefährden.
Heute möchte ich der Bürokratie und ihrem stetigem überbordendem Wachstum von einer andren Seite her auf den Grund gehen.
Ich habe mich gefragt was diese ganzen Hochkulturen die so großartig waren und dann an sich selbst zerbrachen mit uns gemeinsam haben und bin auf für mich unerwartete Zusammenhänge gestoßen.
Vom Mastaba bis zur Pyramide in Gizeh
Lasst mich ganz einfach beginnen:
Der Pyramidenbau begann als kleine einzelne Projekte. Zuerst wurden nur kleine Mastabas errichtet, um die Könige zu ehren. Erst später wurden daraus mächtige Tempel und Pyramiden wie in Gizeh. Was war geschehen?
Anfangs waren die Beerdigungen von Pharaonen kein wirklich großes Ding. Man erbaute eine leidlich unterkellertes Mastaba. Das ging auch eine Weile gut. Aber dann änderte sich irgendwas.
Das Reich wurde grösser. Es genügte plötzlich nicht mehr, einfache Stufengräber zu bauen, weil sich die Bedeutung für die Gesellschaft änderte.
Es ging plötzlich nicht nur mehr darum einem Herrscher ein würdiges Grab zu erbauen. Der Bau mächtiger Bauwerke wurde zum „Kitt für die Gesellschaft".
Bauern, die im Winter nach der Ernte keine Arbeit mehr hatten, gingen mit ihren Familien zu den großen Baustellen des Landes und wurden entlohnt. Ihr Überleben war bis zum Frühjahr gesichert.
Ein soziales Sicherung System mit Alten- und Krankenversorgung und Streikrecht etablierte sich. Bis etwas passierte das vielen Kulturen geschah!
Der eigentliche Sinn der Aktion ging verloren.
Das systemrelevante Geschehen bekam eine Eigendynamik. Alles musste grösser und beeindruckender werden.
Am Sinn der Gebäude änderte sich wenig. Aber der Bau verschlang immer mehr Ressourcen.
Andere Bereiche des öffentlichen Lebens, auch das Militär wurden nicht mehr im notwendigem Maße beachtet. Organisatorische Strukturen erstarrten, wirklicher Fortschritt und Veränderung war nicht mehr möglich.
Propaganda wurde verbreitet, Niederlagen dem Volk als Siege verkauft. Fehlentscheidungen beschönigt oder verschwiegen. (Kommt Euch das bekannt vor?)
Der Totenkult war zum systemrelevanten Wirtschaftszweig verkommen, der den elitären Priestern Macht und Wohlstand sicherte und dem Herrscher nur noch eine Marionettenposition zugestand.
Echnaton richtete mit seinem Versuch, alles wieder in ein rechtes Lot zu bringen, in dem er den Priestern die Macht zu nehmen versuchte, größten Schaden an, den auch sein Sohn Tutenchamun nicht mehr beheben und korrigieren konnte. Das Reich bröckelte und verlor seine Macht. (https://afrika-junior.de/inhalt/geschichte/die-ersten-zivilisationen-am-nil/das-neue-reich/echnaton.html)
Das Römische Reich: Eroberung zur Sicherung, Ein Heer als Selbstzweck.
Ähnliches ereignete sich im alten Rom:
Zu Beginn waren die Römer noch ein recht friedliches, unbedeutendes Völkchen, das von den Etruskern, die ihnen technisch weit voraus waren lernten. Den Griechen guckten sie die Götter ab und integrierten sie mit anderem Namen in ihr System. Zu jener Zeit war es noch notwendig, Ressourcen und Grenzen zu verteidigen.
Dazu brauchte man ein straff organisiertes Heer das die Grenzen sicherte. (Bürokratie hielt sich bei den Römern noch in Grenzen, obwohl unser Rechtssystem auf ihren fußt.) Ihnen genügten verhältnismäßig wenig Gesetze, um ihr mächtiges Reich am Laufen zu halten. (Inklusive Nachtfahrverbot für schwere Fuhrwerke).
Selbst Frauen hatten, anders als bei den Griechen, schon zivile Rechte. (https://de.m.wikipedia.org/wiki/R%C3%B6misches_Recht) Das scheint eine Grundbedingung für gut entwickelte Hochkulturen zu sein, aber darüber ein andres Mal.)
Doch dann geschah etwas.
Herrscher mussten Erfolge vorweisen um ihre Notwendigkeit zu legitimieren.
Da aber alles soweit gut lief, war es für die Eliten schwierig zu beweisen, dass ihre Stellung und somit ihre Privilegien berechtigt waren.
Es musste eine Lösung her, um das System stabil zu halten.
Darum schlich sich die Gewohnheit ein, Straßen zu bauen und das Reich zu erweitern um gute Voraussetzungen für Handel und Truppenbewegungen zu schaffen.
Der Nutzen für Volk und Eliten
Für jeden Sieg ihrer straff organisierten Truppen ließen sich die Herrscher üppig feiern.
Aber dieses Militärwesen hatte auch für die Soldaten die überlebten, so einige Vorteile.
- Ein dauerhafter sicherer Job,
- regelmäßiger Lohn
- und Kranken- und Altenversorgung.
Das Heer etablierte sich als eine der Möglichkeiten beruflich und wirtschaftlich aufzusteigen.
Aber gegen Ende des römischen Reiches passierte etwas scheinbar Unvorhersehbares:
Das Heer war systemrelevant geworden und verselbstständigte sich.
Um die Beschäftigung so vieler Soldaten zu rechtfertigen mussten Kriege geführt und Grenzen erweitert werden.
Das hatte einerseits den Vorteil mehr Ressourcen zu gewinnen und andererseits dünnte es die Bevölkerung etwas aus. Zumal auch nicht-Römer ins Heer aufgenommen wurden. (Es würde mich jetzt nicht wundern, wenn sie auch hier die eine oder andere Parallele im aktuellen Zeitgeschehen erkennen können.)
Unangenehme Fakten
Aber Fakt war, das Heeressystem entwickelte eine Eigendynamik die sich nicht mehr rückgängig machen ließ. Das Heer bot Sicherheit, verschlang aber auch zunehmend Ressourcen und wuchs weit über seinen ursprünglichen Zweck hinaus. Es wurde mit der Zeit zu einem eigenständigen Machtfaktor. Besonders in der späten Kaiserzeit war es oft der entscheidende Akteur bei der Wahl neuer Kaiser.
Die Notwendigkeit, das Heer zu beschäftigen führte zu ständigen Kriegen und Expansionen, selbst wenn diese nicht mehr wirtschaftlich sinnvoll waren.
Das System stieß an seine Grenzen und die Nachteile wurden immer prägnanter.
Die zentrale Überwachung des Staatswesens wurde immer aufwändiger und schwieriger. Die zu erobernden Gebiete immer geringer. Der Widerstand an den weiten Grenzen immer heftiger. (Jaja, schon damals waren die Germanen ein wildes barbarisches Volk, wie schon Tacitus berichtete. Auch wenn nicht alles was er erzählte so ganz wahr war.)
Ähnlichkeiten und Parallelen zu heute sind weder zufällig noch ungefährlich, wenngleich sich der systemrelevante Faktoren verlagert haben.
Wir kämpfen mit überbordender Bürokratie die längst ein ungesundes Eigenleben entwickelte.
Sie birgt in anderer Form dieselben Risiken wie bei den Ägyptern die Ausrichtung auf den Totenkult, oder bei den Römern das übergroße Heer.
Überbordende Bürokratie destabilisiert unser System, macht es unflexibel und zehrt es aus.
Letztendlich wird es unsere Hochkultur, wenn es nicht gezügelt und kontrolliert wird, ebenso zu Fall bringen wie der Totenkult die Ägypter, der Götterkult die Mayas und den Khmer von Anchor Watt, oder die Römer mit ihrem Heeressystem.
Bürokratie: Wallenstein und der sich selbst ernährende Apparat.
Albrecht von Wallenstein, ein bedeutender Feldherr im Dreißigjährigen Krieg, diente dem Kaiser Ferdinand II... Wallenstein verfolgte eine Strategie, bei der sich das Heer durch Plünderungen selbst versorgte, was die Kriegsführung nachhaltig beeinflusste. Wie Schiller es in seiner Wallenstein-Trilogie ausdrückte: "Der Krieg ernährt sich selbst."
Das parkinsonsche Gesetz
Cyril Northcote Parkinson war ein britischer Historiker und Soziologe, der sich intensiv mit Bürokratie und Verwaltung beschäftigte. Sein bekanntestes Werk ist das Parkinson’sche Gesetz, das er 1955 veröffentlichte.
Er stellte fest, dass Bürokratien dazu neigen, sich selbst aufzublähen, unabhängig davon, ob die eigentliche Arbeitsmenge wächst.
Zwei zentrale Mechanismen tragen dazu bei:
1. Jeder Angestellte möchte die Zahl seiner Untergebenen vergrößern, nicht aber die seiner Rivalen. Dadurch entstehen immer neue Hierarchien.
2. Angestellte schaffen sich gegenseitig Arbeit. Dokumente werden durch verschiedene Ebenen gereicht, wodurch Prozesse unnötig verlangsamt werden. (https://de.m.wikipedia.org/wiki/Parkinsonsche_Gesetze)
Parkinson argumentierte, dass Bürokratien auch dann weiterwachsen, wenn ihre ursprüngliche Aufgabe wegfällt.
Seine Beobachtungen sind bis heute relevant und werden oft als Erklärung für sich aufblähende Verwaltungsstrukturen herangezogen.
Das Peterchen-Prinzip
Ein Begriff der jedem Coach der sein Geld auch nur halbwegs wert ist, geläufig sein muss! (https://www.bpb.de/kurz-knapp/lexika/lexikon-der-wirtschaft/20405/parkinsonsches-gesetz/)
Das erklärt auch, wie um letztem Blog bereits erwähnt, (Das Anfang 2025 in Deutschland über 1.300 Einzelgesetze mit
insgesamt rund 40.000 Normseiten in Kraft traten – ein Anstieg von etwa 60 % innerhalb der letzten 15 Jahre. (https://verbraucherschutzforum.berlin/2025-04-23/studie-belegt-buerokratie-in-deutschland-erreicht-neues-rekordhoch-363442/ "2". Und das obwohl uns ständig Entbürokratisierung versprochen wird!)
Es handelt sich hier um ein Strukturproblem, vom Kern her ähnlich jenen, an dem andere Hochkulturen bereits zugrunde gingen!
Die heutige Bürokratie hat sich zu einem überbordenden, eigendynamischen Apparat entwickelt, der in seiner Komplexität und Ressourcenbindung den monumentalsten Projekten vergangener Imperien gleicht und dabei oft mehr strukturelle Probleme schafft als löst.
Es geht hier längst nicht mehr nur um einzelne faule Äpfel oder ineffiziente Mitarbeiter, sondern um die Art und Weise, wie das System der Bürokratie aufgebaut ist und sich über Jahrzehnte selbst verstärkt hat.
Aber wo ist noch der Nutzen und für wen?
Der ursprüngliche Nutzen von Bürokratie ist immens und unverzichtbar für eine funktionierende Gesellschaft:
-
Gleichbehandlung:
Sie soll sicherstellen, dass alle Bürger und Unternehmen nach den gleichen Regeln behandelt werden.
-
Rechtssicherheit:
Sie schafft klare Prozesse und Rahmenbedingungen, die Vorhersehbarkeit und Schutz bieten.
-
Transparenz und
Nachvollziehbarkeit:
Bürokratie soll Entscheidungen und Abläufe dokumentieren und überprüfbar machen.
-
Effizienz und
Koordination:
Sie soll komplexe Aufgaben in großen Organisationen strukturieren und Abläufe optimieren.
Wo also sieht diese Frau da schon wieder ein Problem wirst Du Dich nun fragen. Dazu kann ich eine Antwort bieten:
Das Problem entsteht, wenn Bürokratie überbordend wird, wie es jetzt bereits der Fall ist. Dann verkehrt sich der Nutzen ins Gegenteil.
Für die Gesellschaft:
Statt Effizienz gibt es Verzögerungen, statt Transparenz gibt es Intransparenz durch Komplexität, und statt Flexibilität gibt es starre Regeln.
Warum also wird das System weiterhin in dieser Weise erhalten? Wer profitiert von diesen Strukturen?
-
Die Bürokratie
selbst:
Sie schafft Arbeitsplätze und legitimiert ihre eigene Existenzund ihr Wachstum. Mehr Regeln bedeuten oft mehr Mitarbeiter, die diese verwalten müssen.
- "Experten" und Anwälte: Die sich im Dschungel der Regeln auskennen und dafür bezahlt werden, Unternehmen oder Einzelpersonen durch diesen zu lotsen. (Nein, nicht ich! Ich bin nur Coach, der den aktuellen Zustand bemängelt!)
-
Lobbyisten:
Die durch die Komplexität der Regeln Schlupflöcher oder Vorteile für ihre Auftraggeber schaffen können.
-
Politiker:
Die sich gerne mit der Schaffung neuer Regeln profilieren, ohne die Langzeitfolgen ihrer Kumulation zu bedenken.
Aber wie nun sollen wir dieses Dilemma lösen? Ein Thema an dem sich viele kluge Köpfe bereits die Zähne ausbissen?
Ich erinnere an dieser Stelle unter anderem an Minister Stoibers Bemühungen (https://www.deutsche-handwerks-zeitung.de/stoiber-73308/)
Wie kann man Bürokratie eingrenzen, ohne dass das ganze System bricht?
Das ist die große Herausforderung! Es geht nicht darum, sie abzuschaffen (das wäre chaotisch und schädlich), sondern sie zu verschlanken und effektiver zu gestalten.
Hier sind einige Ansätze:
Was, wenn wir über den Tellerrand hinausdenken und die neuen Möglichkeiten die sich uns bieten, nutzen!
Ethische KIs als Chance zur Entbürokratisierung!
Digitalisierung und Automatisierung:
Viele Prozesse können durch Software effizienter gestaltet und beschleunigt werden, was den manuellen Aufwand und Fehlerquellen reduziert (Stichwort "E-Government").
(Hier verweise ich noch mal auf meinen letzten Blog: Bürokratie, oder was Babyboomer bis Generation Z gemeinsam haben und warum wir darum alle ein Faxgerät brauchen.)
Entbürokratisierung und Deregulierung:
Regelmäßige Überprüfung und Abschaffung unnötiger, veralteter oder doppelter Vorschriften ("Sunset Clauses" für Gesetze https://de.m.wikipedia.org/wiki/Auslaufklausel)
Ergebnisorientierung statt Prozessfixierung:
Fokus auf das, was erreicht werden soll, statt auf das exakte Einhalten jedes einzelnen Schritts im Prozess. Das erfordert mehr Vertrauen und weniger Mikromanagement.
Dezentralisierung und Eigenverantwortung:
Entscheidungen sollten möglichst nah am Problem getroffen werden, mit klaren Zuständigkeiten und der Möglichkeit, flexibel auf Gegebenheiten zu reagieren.
"One In, One Out" oder "One In, Two Out" Prinzip:
Für jede neue Regel oder jedes neue Gesetz müssen alte gestrichen werden, um das Volumen nicht unendlich anwachsen zu lassen. (In Deutschland wurde das "One In, One Out"-Prinzip 2015 eingeführt, um den bürokratischen Aufwand für die Wirtschaft zu begrenzen. https://de.m.wikipedia.org/wiki/One-in-one-out-Regel)
(Und jetzt wirds richtig heftig!)
Bürger- und Unternehmensfreundlichkeit:
Prozesse aus der Perspektive der Nutzer gestalten und diese aktiv in die Verbesserung einbeziehen.
(Bisher werden hohe politische Ämter überwiegend von Akademikern bekleidet. Klug, aber von der Lebensrealität "Otto-Normalbürgers" nur minimal peripher berührt. Der Wille zur Veränderung fordert von uns, dass WIR Bürger vermehrt Handwerker und Mittelstandsdienstleister in führende politische Ämter wählen müssen! Also nicht nur ganz oben im Wahlzettel das Kreuzchen machen, sondern auch weiter unten lesen, wer was beruflich macht!)
Der Wille zur Veränderung erfordert einen kontinuierlichen Prozess, der politischen Willen, Mut und die Bereitschaft, eingefahrene Wege zu überdenken, verlangt!
Es ist zu schaffen! Aber es wird nicht leicht sein es wird nicht schnell gehen und es erfordert die Bereitschaft zu hoher Transparenz, damit die Bürger mitmachen können und wollen!
Die Aufgabe ist, die notwendige Ordnung und Sicherheit zu bewahren, aber den Ballast abzuwerfen, der Unternehmen, Bürger und letztendlich auch die Verwaltung selbst lähmt wird gigantisch!
Wir erschaffen Systeme, um das Chaos zu bändigen. Ob es die Organisation eines Stammes ist, die Regeln einer Stadt oder die Abläufe eines modernen Staates – jedes System soll uns theoretisch befreien:
befreien von willkürlicher Gewalt, von Ungerechtigkeit, von Ineffizienz. Es soll einen Rahmen schaffen, innerhalb dessen wir uns sicher bewegen und unsere Potenziale entfalten können.
Doch hier beginnt der paradoxe Tanz.
Systeme haben eine merkwürdige Tendenz zur Selbsterhaltung und -expansion. Aus der anfänglichen Befreiung wird oft eine neue Form der Fesselung.
Jede neue Regel, die ein Problem lösen soll, schafft potenziell neue Komplexität. Jede neue Kontrolle, die Missbrauch verhindern soll, erzeugt zusätzlichen Aufwand.
Ehe wir uns versehen, dienen wir dem System, anstatt dass es uns dient. Es wird zum eigenen Organismus, der nach Wachstum strebt – der "Krieg ernährt sich selbst", aber eben auch die Bürokratie.
Ist das eine unvermeidliche Tragödie menschlicher Organisation? Oder liegt es an unserer Angst vor dem Vakuum, der Leere, der Ungewissheit, die uns dazu treibt, immer neue Schichten der Kontrolle hinzuzufügen, anstatt mutig zu vereinfachen?
Die Kunst, ein System zu gestalten, ist vielleicht nicht nur das Hinzufügen von Regeln, sondern das Wissen, was man weglassen kann, ohne dass das Ganze zerbricht.
Vielleicht ist die wahre Aufgabe unserer Zeit, nicht nur neue, intelligente Werkzeuge wie ethische KIs zu entwickeln, sondern auch die Weisheit zu finden, sie richtig zu nutzen. Nicht, um noch mehr Regeln zu verwalten, sondern um uns zu helfen, die Unnötigen zu erkennen und mutig zu entfernen.
Das ist eine Verantwortung die wir nicht nur unseren Politikern abverlangen können!
Hier ist jeder von uns in der Pflicht!
- Jedes Mal, wenn wir ein Formular erschaffen wollen.
- Jedes Mal, wenn wir kontrollieren wollen und die Kontrolle mehr Zeit und Geld erfordert, als sie einbringt.
- Jedes Mal wen wir auf die Einhaltung sturer Regeln verzichten könnten und sie nur durchsetzen um uns selbst unsere Macht zu beweisen!
- Jedes Mal, wenn wir die Menschlichkeit starren, unnütz gewordenen Regeln unterordnen.
Wir brauchen den Mut und die Weitsicht, die Balance zwischen der notwendigen Ordnung und der ebenso notwendigen Freiheit wiederzufinden.
Was meinst Du? Werden wir es schaffen? Haben wir noch eine Chance, dem Teufelskreis zu entfliehen?
Und Du? Bist Du bereit, die Bürokratie wieder in nutzvolle Schranken zu weisen?
Wie immer freue ich mich auf Deinen Kommentar, deine Stellungnahme und vielleicht auch auf ein mutiges Like!
Das parkinsonsche Gesetz
Cyril Northcote Parkinson war ein britischer Historiker und Soziologe, der sich intensiv mit Bürokratie und Verwaltung beschäftigte. Sein bekanntestes Werk ist das Parkinson’sche Gesetz, das er 1955 veröffentlichte.
Er stellte fest, dass Bürokratien dazu neigen, sich selbst aufzublähen, unabhängig davon, ob die eigentliche Arbeitsmenge wächst.
Zwei zentrale Mechanismen tragen dazu bei:
1. Jeder Angestellte möchte die Zahl seiner Untergebenen vergrößern, nicht aber die seiner Rivalen. Dadurch entstehen immer neue Hierarchien.
2. Angestellte schaffen sich gegenseitig Arbeit. Dokumente werden durch verschiedene Ebenen gereicht, wodurch Prozesse unnötig verlangsamt werden. (https://de.m.wikipedia.org/wiki/Parkinsonsche_Gesetze)
Parkinson argumentierte, dass Bürokratien auch dann weiterwachsen, wenn ihre ursprüngliche Aufgabe wegfällt.
Seine Beobachtungen sind bis heute relevant und werden oft als Erklärung für sich aufblähende Verwaltungsstrukturen herangezogen.
Das Peterchen-Prinzip
Ein Begriff der jedem Coach der sein Geld auch nur halbwegs wert ist, geläufig sein muss! (https://www.bpb.de/kurz-knapp/lexika/lexikon-der-wirtschaft/20405/parkinsonsches-gesetz/)
Das erklärt auch, wie um letztem Blog bereits erwähnt, (Das Anfang 2025 in Deutschland über 1.300 Einzelgesetze mit insgesamt rund 40.000 Normseiten in Kraft traten – ein Anstieg von etwa 60 % innerhalb der letzten 15 Jahre. (https://verbraucherschutzforum.berlin/2025-04-23/studie-belegt-buerokratie-in-deutschland-erreicht-neues-rekordhoch-363442/ "2". Und das obwohl uns ständig Entbürokratisierung versprochen wird!)
Es handelt sich hier um ein Strukturproblem, vom Kern her ähnlich jenen, an dem andere Hochkulturen bereits zugrunde gingen!
Die heutige Bürokratie hat sich zu einem überbordenden, eigendynamischen Apparat entwickelt, der in seiner Komplexität und Ressourcenbindung den monumentalsten Projekten vergangener Imperien gleicht und dabei oft mehr strukturelle Probleme schafft als löst.
Es geht hier längst nicht mehr nur um einzelne faule Äpfel oder ineffiziente Mitarbeiter, sondern um die Art und Weise, wie das System der Bürokratie aufgebaut ist und sich über Jahrzehnte selbst verstärkt hat.
Aber wo ist noch der Nutzen und für wen?
Der ursprüngliche Nutzen von Bürokratie ist immens und unverzichtbar für eine funktionierende Gesellschaft:
-
Gleichbehandlung:
Sie soll sicherstellen, dass alle Bürger und Unternehmen nach den gleichen Regeln behandelt werden.
-
Rechtssicherheit:
Sie schafft klare Prozesse und Rahmenbedingungen, die Vorhersehbarkeit und Schutz bieten.
-
Transparenz und
Nachvollziehbarkeit:
Bürokratie soll Entscheidungen und Abläufe dokumentieren und überprüfbar machen.
-
Effizienz und
Koordination:
Sie soll komplexe Aufgaben in großen Organisationen strukturieren und Abläufe optimieren.
Wo also sieht diese Frau da schon wieder ein Problem wirst Du Dich nun fragen. Dazu kann ich eine Antwort bieten:
Das Problem entsteht, wenn Bürokratie überbordend wird, wie es jetzt bereits der Fall ist. Dann verkehrt sich der Nutzen ins Gegenteil:
Für die Gesellschaft:
Statt Effizienz gibt es Verzögerungen, statt Transparenz gibt es Intransparenz durch Komplexität, und statt Flexibilität gibt es starre Regeln.
Warum also wird das System weiterhin in dieser Weise erhalten? Wer profitiert von diesen Strukturen?
-
Die Bürokratie
selbst:
Sie schafft Arbeitsplätze und legitimiert ihre eigene Existenzund ihr Wachstum. Mehr Regeln bedeuten oft mehr Mitarbeiter, die diese verwalten müssen.
- "Experten" und Anwälte: Die sich im Dschungel der Regeln auskennen und dafür bezahlt werden, Unternehmen oder Einzelpersonen durch diesen zu lotsen. (Nein, nicht ich! Ich bin nur Coach, der den aktuellen Zustand bemängelt!)
-
Lobbyisten:
Die durch die Komplexität der Regeln Schlupflöcher oder Vorteile für ihre Auftraggeber schaffen können.
-
Politiker:
Die sich gerne mit der Schaffung neuer Regeln profilieren, ohne die Langzeitfolgen ihrer Kumulation zu bedenken.
Aber wie nun sollen wir dieses Dilemma lösen? Ein Thema an dem sich viele kluge Köpfe bereits die Zähne ausbissen?
Ich erinnere an dieser Stelle unter anderem an Minister Stoibers Bemühungen (https://www.deutsche-handwerks-zeitung.de/stoiber-73308/)
Wie kann man Bürokratie eingrenzen, ohne dass das ganze System bricht?
Das ist die große Herausforderung! Es geht nicht darum, sie abzuschaffen (das wäre chaotisch und schädlich), sondern sie zu verschlanken und effektiver zu gestalten.
Hier sind einige Ansätze:
Was, wenn wir über den Tellerrand hinausdenken und die neuen Möglichkeiten die sich uns bieten, nutzen!
Ethische KIs als Chance zur Entbürokratisierung?
Digitalisierung und Automatisierung:
Viele Prozesse können durch Software effizienter gestaltet und beschleunigt werden, was den manuellen Aufwand und Fehlerquellen reduziert (Stichwort "E-Government").
(Hier verweise ich noch mal auf meinen letzten Blog: Bürokratie, oder was Babyboomer bis Generation Z gemeinsam haben und warum wir darum alle ein Faxgerät brauchen.)
Entbürokratisierung und Deregulierung:
Regelmäßige Überprüfung und Abschaffung unnötiger, veralteter oder doppelter Vorschriften ("Sunset Clauses" für Gesetze https://de.m.wikipedia.org/wiki/Auslaufklausel)
Ergebnisorientierung statt Prozessfixierung:
Fokus auf das, was erreicht werden soll, statt auf das exakte Einhalten jedes einzelnen Schritts im Prozess. Das erfordert mehr Vertrauen und weniger Mikromanagement.
Dezentralisierung und Eigenverantwortung:
Entscheidungen sollten möglichst nah am Problem getroffen werden, mit klaren Zuständigkeiten und der Möglichkeit, flexibel auf Gegebenheiten zu reagieren.
"One In, One Out" oder "One In, Two Out" Prinzip:
Für jede neue Regel oder jedes neue Gesetz müssen alte gestrichen werden, um das Volumen nicht unendlich anwachsen zu lassen. (In Deutschland wurde das "One In, One Out"-Prinzip 2015 eingeführt, um den bürokratischen Aufwand für die Wirtschaft zu begrenzen. https://de.m.wikipedia.org/wiki/One-in-one-out-Regel)
(Und jetzt wirds richtig heftig!)
Bürger- und Unternehmensfreundlichkeit:
Prozesse aus der Perspektive der Nutzer gestalten und diese aktiv in die Verbesserung einbeziehen.
(Bisher werden hohe politische Ämter überwiegend von Akademikern bekleidet. Klug, aber von der Lebensrealität "Otto-Normalbürgers" nur minimal peripher berührt. Der Wille zur Veränderung fordert von uns, dass WIR Bürger vermehrt Handwerker und Mittelstandsdienstleister in führende politische Ämter wählen müssen! Also nicht nur ganz oben im Wahlzettel das Kreuzchen machen, sondern auch weiter unten lesen, wer was beruflich macht!)
Der Wille zur Veränderung erfordert einen kontinuierlichen Prozess, der politischen Willen, Mut und die Bereitschaft, eingefahrene Wege zu überdenken, verlangt!
Es ist zu schaffen! Aber es wird nicht leicht sein es wird nicht schnell gehen und es erfordert die Bereitschaft zu hoher Transparenz, damit die Bürger mitmachen können und wollen!
Die Aufgabe ist, die notwendige Ordnung und Sicherheit zu bewahren, aber den Ballast abzuwerfen, der Unternehmen, Bürger und letztendlich auch die Verwaltung selbst lähmt wird gigantisch!
Wir erschaffen Systeme, um das Chaos zu bändigen. Ob es die Organisation eines Stammes ist, die Regeln einer Stadt oder die Abläufe eines modernen Staates – jedes System soll uns theoretisch befreien:
befreien von willkürlicher Gewalt, von Ungerechtigkeit, von Ineffizienz. Es soll einen Rahmen schaffen, innerhalb dessen wir uns sicher bewegen und unsere Potenziale entfalten können.
Doch hier beginnt der paradoxe Tanz.
Systeme haben eine merkwürdige Tendenz zur Selbsterhaltung und -expansion. Aus der anfänglichen Befreiung wird oft eine neue Form der Fesselung.
Jede neue Regel, die ein Problem lösen soll, schafft potenziell neue Komplexität. Jede neue Kontrolle, die Missbrauch verhindern soll, erzeugt zusätzlichen Aufwand.
Ehe wir uns versehen, dienen wir dem System, anstatt dass es uns dient. Es wird zum eigenen Organismus, der nach Wachstum strebt – der "Krieg ernährt sich selbst", aber eben auch die Bürokratie.
Ist das eine unvermeidliche Tragödie menschlicher Organisation? Oder liegt es an unserer Angst vor dem Vakuum, der Leere, der Ungewissheit, die uns dazu treibt, immer neue Schichten der Kontrolle hinzuzufügen, anstatt mutig zu vereinfachen?
Die Kunst, ein System zu gestalten, ist vielleicht nicht nur das Hinzufügen von Regeln, sondern das Wissen, was man weglassen kann, ohne dass das Ganze zerbricht.
Vielleicht ist die wahre Aufgabe unserer Zeit, nicht nur neue, intelligente Werkzeuge wie ethische KIs zu entwickeln, sondern auch die Weisheit zu finden, sie richtig zu nutzen. Nicht, um noch mehr Regeln zu verwalten, sondern um uns zu helfen, die Unnötigen zu erkennen und mutig zu entfernen.
Das ist eine Verantwortung die wir nicht nur unseren Politikern abverlangen können!
Hier ist jeder von uns in der Pflicht!
- Jedes Mal, wenn wir ein Formular erschaffen wollen.
- Jedes Mal, wenn wir kontrollieren wollen und die Kontrolle mehr Zeit und Geld erfordert, als sie einbringt.
- Jedes Mal wen wir auf die Einhaltung sturer Regeln verzichten könnten und sie nur durchsetzen um uns selbst unsere Macht zu beweisen!
- Jedes Mal, wenn wir die Menschlichkeit starren, unnütz gewordenen Regeln unterordnen.
Wir brauchen den Mut und die Weitsicht, die Balance zwischen der notwendigen Ordnung und der ebenso notwendigen Freiheit wiederzufinden.
Was meinst Du? Werden wir es schaffen? Haben wir noch eine Chance, dem Teufelskreis zu entfliehen?
Und Du? Bist Du bereit, die Bürokratie wieder in nutzvolle Schranken zu weisen?
Wie immer freue ich mich auf Deinen Kommentar, deine Stellungnahme und vielleicht auch auf ein mutiges Like!
Kommentar schreiben