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Die Kunst der kleinen Schritte - wie wir aufhören uns selbst im Weg zu stehen

Es passiert uns allen immer wieder! Es saugt uns die Kraft aus und lässt uns erstarren wie hypnotisierte Kaninchen. Dieses Gefühl kriecht in jede Zelle unseres Körpers und raubt uns die Luft. 

 

Ich spreche von der Angst zu versagen und an der Aufgabe die vor uns liegt, zu scheitern. 

 

Diese Angst vor schweren Aufgaben bringt uns zu nur vermeintlich logische Reaktionen. 

 

Vorab die einfachste und Schlimmste. 

 

Das Nichtstun:

 

Dem "ich versuch es erst gar nicht". Unser Gehirn ist fleißig dabei Geschichten zu konstruieren die uns erklären warum es gut ist, lieber gleich gar nicht zu handeln. 

 

Warum Nichtstun so schädlich ist 

 

Diese Angst bringt den jungen Mann dazu die Frau die ihm so begehrenswert erscheint, nicht anzusprechen. "Ich bin nicht gut genug für Sie! Warum sollte sie mit mir reden?" 

 

Vielleicht hätte sie schon lange darauf gewartet, gehofft, es selbst nicht gewagt. Vielleicht wären sie miteinander glücklich geworden? Vielleicht auch nicht. 

 

Aber vielleicht wäre es den Versuch wert gewesen? So oder so. Beide könnten damit abschließen, müssten nie mehr daran denken. 

 

Ein andermal sieht sie eine Stellenanzeige in der Zeitung. "Woa, mein Traumjob" denkt sie sich. Und bewirbt sich nicht mal. "Ich habe nicht die passenden Qualifikationen, bin zu alt, zu jung, zu was auch immer." 

 

Später wird sie an diese Anzeige zurückdenken. Vielleicht, falls das Schicksal und die Zukunft nichts Besseres bringen, noch viele Jahre. Sie wird von der Zukunft träumen die sie mit diesem Job verbindet. Immer wenn sie daran denkt wird sie ein bisschen trauriger, ein ganz klein bisschen mutloser sein. 

 

Eine andere Situation: 

 

Etwas ganz Einfaches! Die Frage nach einer Gehaltserhöhung. "Soll ich? Soll ich nicht?" 

 

Trotz hunderter Argumente warum ich es verdient hätte, lass ich es bleiben. Ich fürchte Risiken, die es vielleicht gar nicht gibt: 

  • Vielleicht gibt es Gegenargumente die mich überzeugen, dass ich es nicht verdiene?
  • Vielleicht, bekomme ich ein einfaches, demütigendes NEIN ohne Begründung? 
  • Oder noch schlimmer: "Wenn sie glauben sie verdienen mehr, warum suchen sie sich nicht eine andere Stelle?  

All das könnten wir befürchten, darum lassen wir leben. 

 

Doch es nagt. Jeden Tag ein bisschen mehr. Und es tut uns weh. Wie der Stein ihm Schuh. Es wird uns nicht töten, aber langsamer machen! 

 

Und dann noch die vielen kleinen Dinge des Alltags: 

 

Die Steuererklärung die wir schon seit Wochen vor uns herschieben. (Wenn ich etwas falsch mache, etwas vergesse...dann werde ich Geld verlieren?) Und? Wenn ich sie gar nicht mache? Schlimmstenfalls muss ich sogar für meine Untätigkeit zahlen.

 

Ich könnte die Liste noch endlos fortführen. Doch alle Fälle haben eines gemeinsam: 

 

Sie werden uns Tag für Tag aufs Neue quälen. 

 

"Ach hätte ich es doch gewagt! Hätte ich doch einfach damit begonnen! Wäre ich doch über meinen Schatten gesprungen!" 

 

Wir malen uns aus, wie gut es hätte werden können. Doch in diesem Stadium fragen wir uns selten, was uns hinderte und woher diese Gedanken kamen. Uns fällt nur auf, was wir nicht gewonnen haben, was wir alles vorüberziehen ließen. 

 

Warum wir die Chanen nicht nützten 

 

Vieles hinterfragen wir nicht mehr. Z. B. Warum wir das Neue nicht einfach versuchten, oder warum wir nicht einfach mit etwas, trotz Risiko, anfangen? 

 

"Es ist zu spät! Vorbei! Ich bin selber schuld!" 

 

So haben wir das gelernt 

 

Aber ist das wirklich wahr? Sind wir selber schuld? Selbst der zu faule Schmied des eigenen Glücks? Was, wen das alles ganz anders ist? Was, wen wir von Anfang an falsch unterwiesen wurden? 

 

Wurde Dir auch gelehrt, dass der Spatz in der Hand besser wäre, als die Taube auf dem Dach? (Offen gestanden, mir schon! Aber zumeist war es mir egal!)  

  • Denn, wer sagt denn, dass ich den Spatz nicht in die Tasche schieben kann, bevor ich mich um die Taube kümmere? 
  • Vielleicht mag ich eigentlich beides nicht, weil ich Vegetarier bin?
  • Oder vielleicht müsst es gar nicht die Taube auf dem Dach sein, sondern das Kätzchen vom Hinterhof? 

Erfolg durch Umdenken: 

 

Hätte der junge Mann das Mädchen angesprochen, hätte sie nein gesagt, vielleicht ja. Doch er würde es wissen, könnte sich damit abfinden und ein anderes Mädchen, dass vielleicht ohnehin viel besser zu ihm passt, ansprechen? 

 

Hätte sie sich ein Herz genommen, wäre die Bewerbung vielleicht einem Personalchef in die Hände gefallen der sich gedacht hätte, "na gut! Nicht optimal. Aber dafür mutig! Und motiviert. Bestimmt noch lernfähig? Mit Sicherheit billiger! Eine Person die ich länger halten und motivieren kann, weil sie sich noch über Fortbildung freut?" 

 

Oder die Gehaltserhöhung? Vielleicht wäre es kein "Nein" geworden? Oder zumindest eine Möglichkeit daran zu erinnern, was wir die ganze Zeit leisten? Vielleicht eine Verhandlungsbasis? 

 

Hässliche Alltagsaufgaben: 

 

Diese Aufgaben wie die Steuer, das Lesen eines Buches oder Fensterputzen!

 

Ich werde lange brauchen! Meist könnt ich noch mehr Geld rausholen! Ich mache immer Fehler.  

 

Ganz egal! Ich muss Vieles nicht an einem Tag erledigen! 

 

Ich könnte z. B. an einem Tag die Formulare sichten. An einem anderen Tag die Belege raussuchen und sortieren. Am nächsten noch mal prüfen wo ich mir noch unsicher bin? Dann erst, nach und nach, die Beträge zusammenrechnen damit ich sie nur noch eintippen muss. 

 

Das Buch mit den 500 Seiten: 

 

Wer sagt ich muss es heute alles auf einmal lesen? Ich darf mir Zeit nehmen, um es zu verarbeiten. Kann es eine Weile liegen lassen und später weiterlesen ... oder ich lasse es ganz, wenn es nicht ist, wie erwartet? 

 

Lauter unterschiedliche Aufgaben. 

 

Und doch haben sie alle eines gemeinsam! Den Selbstzweifel und die Hoffnungslosigkeit! Kurz, die Angst zu scheitern. 

 

Das traurige an dieser Sache, der eigentliche Gedankenfehler? 

 

Wenn wir etwas nicht wagen, weil wir fürchten zu scheitern, haben wir bereits verloren!  

  • Die Frage ist nicht, was könnte ich verlieren, sondern was passiert im schlimmsten Fall?
  • Kann ich mich auf den Erfolg und auf das Scheitern vorbereiten?  

Die wichtigste Frage:

 

Wie lange werde ich Zeit und Energie damit vergeuden, wenn ich es nicht mal versuche? Wie lange wird die Erinnerung an eine Chance, die ich nicht zu nutzen wagte, mich quälen?

 

Eine andre Sichtweise: 

 

Jeden Tag lese ich von Menschen, die mutlos und traurig in einem Job verharren, der sie unglücklich macht. Menschen die Chancen gar nicht in Betracht ziehen, weil sie denken, sie seien "noch" nicht gut genug. 

 

Oder von Menschen die sich unglücklich fühlen, weil sie ihren Job verloren haben und das System sie im Stich ließ, obwohl sie es immer verteidigten und schützten.  (Diese faulen Arbeitslosen bekommen viel zu viel Geld!) 

 

Eines haben sie alle gemeinsam! 

 

Sie haben keine Chance! Nicht, weil sie nicht klug/schön/jung/gesund dafür wären, sondern weil sie es gar nicht erst versuchen! 

 

Wer es nicht versucht, der hat schon verloren! 

 

Andere fühlen sich unglücklich, weil sie ihren Job verloren haben und das System sie im Stich ließ, obwohl sie es immer verteidigten und schützten.  (Diese faulen Arbeitslosen bekommen viel zu viel Geld!) 

 

Eines haben sie alle gemeinsam! Sie haben keine Chance! Nicht, weil sie nicht klug/schön/Jung/gesund dafür wären, sondern weil sie es gar nicht erst versuchen! Und wer es nicht versucht, der hat schon verloren! 

 

Der Unterschied zum Schmetterling: 

 

Sieh es doch mal so! Glaubst du wirklich die Raupe wird sich nicht verpuppen, weil sie denkt:  

  • wenn ich mich jetzt verpuppe und der Winter wird zu kalt, dann werde ich vielleicht nie schlüpfen? 
  • was passiert, wenn ich zu früh oder spät schlüpfe? 
  • werde ich als Schmetterling schön genug sein?  

Nun wirst Du entgegnen, was will sie von mir? Das ist doch ganz was anderes. Der Schmetterling muss keine Rechnungen zahlen. 

 

Stimmt nicht! Er bezahlt auf alle Fälle mit dem Leben!  

  • Verpuppt er sich gar nicht, wird die Raupe sterben. 
  • schlüpft er zu früh oder spät, wird er sterben. 
  • schlüpft er rechtzeitig ist er ein Schmetterling, aber das erfordert den Tod der Raupe!  

Im Gegensatz zu uns bei der Steuererklärung der dem Buch kann er nicht sagen: "O.k. ich habe Angst. Ich spinne heute 3 Fäden und morgen fünf ... die Hauptsache, ich bin bis zum Wintereinbruch fertig!"

  

Eine Legende: 

 

Thomas Alpha Edison scheiterte 100-mal beim Versuch, einen geeigneten Draht für die Glühbirne zu suchen. Als ihn jemand fragte ob ihn das nicht frustriere antwortete er: 

 

"Ich habe nicht versagt! Ich kenne nun 100 Wege wie es nicht funktioniert!" 

 

Das sollte uns zu denken geben. Wir alle klagen immer über dieses menschenfeindliche System. Dabei vergessen wir den wichtigsten Punkt! 

 

WIR sind das System! 

 

Natürlich können wir es nicht von heute auf morgen ändern.  Das würde nur zu schrecklichstem Chaos führen. Aber jeder von uns kann ein bisschen was ändern! 

 

Das fängt bei Bürokratie und Paragraphenreiterei an! Und geht Schritt für Schritt weiter. Zum netten Wort. Zur helfenden Hand, oder einfach nur, weil wir kein Urteil fällen, uns nicht aufhetzen lassen sondern einfach sagen, sie sind, wie sie sind. Es tut mir nicht weh und vielleicht können wir voneinander lernen? 

 

Was, wenn Dein Makel meine Größe ist? Meine Unfähigkeit unsere Gelegenheit miteinander zu wirken? Die Bitte des einen der Grund des anderen um zu fühlen, ich bin wichtig. Wenn wir einander brauchen und es zulassen, dann können wir miteinander Großes schaffen. Den wer bräuchte noch jemand anderen, wenn wir alle perfekt wären? Wie sollte eine Gemeinschaft in der jeder für sich bleiben kann, zusammenhalten können und sich entwickeln? Wer hätte noch Grund zu forschen, wenn alles so gut wäre, dass es keiner Verbesserung mehr bedürfte? Wir müssen nicht zusammenpassen. Besser wärs wohl, wenn die Fehler des einen die Ergänzung des anderen wären.

 

Einigung und Gemeinsamkeit: 

 

Statt den Nachbarn zu verklagen, weil der Ast deines Baumes in meinem Garten reicht, könnte ich verhandeln. 

 

"Gut! Du musst den Ast nicht Absägen, wenn Du meinst das schadet dem Baum! Dann bekomme aber ich alle Früchte die auf dem überhängendem Ast hängen und du hilfst mir im Herbst bei den Blättern?" 

 

Ist Helfen nicht selbstverständlich? 

 

Die Bürokraft des bestorganisiertesten Unternehmens das ich kenne erzählte mir einmal: 

 

"Vor Jahren, als ich hier anfing, war ich furchtbar nervös und unbeholfen. Ich musste noch einhundert Briefe eintüten und wusste, dass ich nicht fertig werde! Ich war verzweifelt. 

 

Ein Kollege der schon länger in dieser Firma arbeitete, sah es. Er nahm sich die Hälfte der Briefumschläge und half ungefragt, obwohl es nicht seine Arbeit war. Gemeinsam wurden wir rechtzeitig fertig! Das werde ich ihm nie vergessen!" 

 

Für mich als Kind einer Großfamilie war es schon immer selbstverständlich bei einem Fest den Gastgebern ebenso ungefragt beim Geschirrwegräumen zu helfen. Ich dachte mir nie etwas dabei. (Mir ging es immer nur darum dass die Gastgeber wieder möglichst schnell mitfeiern könnten.) Eines Tages wurde mir gesagt: 

 

"Von dreißig Leuten warst Du die Einzige, die half. Das werde ich Dir nie vergessen!" 

 

Jeder von uns hat hundert Beispiele, wie wir dieses System verbessern könnten! Niemand müsste alleine Berge versetzen. Und jeder weiß, nicht die Masse, sondern die Regelmäßigkeit machts! 

 

Oft genügt eine kleine Geste! Ein Handgriff da, ein offenes Ohr dort und ein ganz klein wenig zugedrücktes Auge dort, wo es keinem schadet. 

 

Möglich wäre z. B: 

 

Mal nicht auf veralteten Paragraphen reiten, sondern wo möglich, milde sein. Das spart gerade bei Verwaltung Zeit, Geld und Nerven. 

 

Das Schlechte daran:

 

Die Leute fürchten und hassen uns dann nicht so. Und wir wirken dann vielleicht nicht so allmächtig. 

 

Das Gute daran?

 

Sie mögen uns lieber und helfen das Nächste Mal vielleicht uns? (Und zugegeben, wenn es Arbeit, Zeit und Geld spart wird auch der Chef nichts dagegen haben? Wenn er es nicht bemerkt, dann brächte es uns auch nicht sein Wohlwollen!) 

 

Natürlich geht es nicht immer. Aber wie meine Oma immer sagte:

  

Immer ein bisschen mehr ist besser, als gar nichts! 

 

Vielleicht sollten wir uns alle ein bisschen mehr zutrauen und alle mit etwas Mut, in ganz kleinen, unauffälligen Schritten, unseren Teil beitragen um das System in dem wir leben wieder etwas artgerechter für Menschen zu machen? 

 

Was meinst Du? Sollten wir damit beginnen?

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