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Warum viele Frauen nicht führen wollen - und warum das die ganze Gesellschaft betrifft

Ich habe kürzlich den Artikel von Frau Cordelia Röders Arnold, CMO bei Dear Monday, gelesen, der mich tief berührte. In ihrem Beitrag weißt sie auf die globale Studie von "The State of German Leadership 2025" hin die belegt, dass 40% der befragten Frauen sich nicht vorstellen können, eine Führungsrolle zu bekleiden. 

 

Die Gedanken an die Ursachen, die dahinterstehen, lassen mich nicht mehr los. Als eine Frau die vor über vierzig Jahren ins Berufsleben eintrat, kann ich nur sagen: 

 

Es war einmal... 

 

Veränderungen treten meist nur durch Krisen ein. Allein, dass Derartiges gemessen und besprochen wird, ist ein gutes Zeichen. 

 

Als ich jung war, war dir Frage nach Frauen in Führungspositionen noch Stein des Anstoßes! Deutlich erinnere ich mich an Zeitungsberichten und Umfragen mit den Titeln: 

 

"Würden sie eine Frau als Chef akzeptieren?" 

 

Heute würde eine derartige Umfrage einen Shitstorm auslösen. Damals jedoch war die Frage bereits eine Provokation! 

 

Historischer Rückblick: 

 

Rechtlich war der Führerscheinerwerb nie direkt ans Geschlecht gebunden. Doch erst ab 1958, mit dem Gleichberechtigungsgesetz, konnten Frauen selbst ohne Zustimmung von Ehemann oder Vater entscheiden, ob sie einen Führerschein machen wollten. 

 

Allerdings musste auch damals dieser Führerschein bezahlt werden. Und wer wohl hätte das können, als der Mann, dem das Recht über das Konto oblag! 

 

Bis 1977 galt noch, dass eine Frau nur arbeiten durfte, wenn es „mit ihren Pflichten in Ehe und Familie vereinbar“ war. Ob dem so war, entschied der Ehemann. 

 

Frauen waren ihrem Gatten nicht nur finanziell auf Gedeih und Verderben ausgeliefert. 

 

Ah... hört sich für junge, emanzipierte Frauen wohl mittelalterlich an! Aber erst seit dem Inkrafttreten des Gewaltschutzgesetzes im Jahr 2002 ist klar geregelt: 

 

Wer schlägt, muss gehen. 

 

Gewalt, körperlich oder psychisch, ist strafbar, auch innerhalb der Ehe. Die Polizei kann Täter aus der Wohnung verweisen, und Gerichte können Kontaktverbote aussprechen.

 

So manch eine von uns und wohl auch so manch starker Mann, wird verständnislos den Kopf schütteln, wenn ich darauf hinweise, dass erst seit der Reform des Familienrechts 1977 die "ehelichen Pflichten" verweigert werden dürfen und das Gesetzgebung vom sogenannte Zerrüttungsprinzip ausgeht. 

 

Sollte Ehe nicht selbstverständlich auf gegenseitigem Respekt, statt auf erzwungener Pflichterfüllung basieren? Zumindest in Deutschland ist Einvernehmlichkeit heute offiziell das oberste Prinzip. 

 

Aber: Nicht alle Männer sind stark, nicht jede Frau sich ihres Wertes bewusst. 

 

Diese "Schnee von-gestern"-Geschichten sind kein Einzelfall. Die Vergangenheit wirkt bis in die Gegenwart hinein und zeigen sich in alarmierenden Zahlen. 

 

Es gibt in Deutschland Frauenhäuser. Genaugenommen derzeit rund 400. Diese Einrichtungen bieten Schutz und Zuflucht für Frauen und ihren Kinder, die von häuslicher Gewalt betroffen sind. 

 

Das sind etwa 14.200 Frauen und 16.000 Kinder und Jugendliche. Es stehen jedoch nur ca. 7.700 Plätze zur Verfügung – laut der Istanbul-Konvention müssten es eigentlich mindestens 21.000 Plätze sein. 

 

Das zeigt:

 

Der Bedarf ist deutlich höher als das Angebot. Viele Frauenhäuser sind überfüllt, und nicht jede Frau, die Hilfe sucht, findet sofort einen Platz. Noch Schlimmer, nicht jede Frau wagt es Hilfe zu suchen. 

 

Das Problem ist bekannt, doch erst in den letzten Jahren wird es beim Namen genannt! 

 

Der Satz, den Bundesinnenministerin Nancy Faeser geprägt hat, lautet sinngemäß: 

 

„Fast jeden Tag wird in Deutschland eine Frau oder ein Mädchen getötet. Das ist fast jeden Tag ein Femizid.“ 

 

In einer weiteren Rede sagte sie: 

 

„Mir ist fundamental wichtig, dass es in der Öffentlichkeit nicht länger verharmlost wird, wenn Frauen getötet werden, weil sie Frauen sind. Diese Taten müssen klar als das benannt werden, was sie sind: als Femizide!“

  

Kennt nicht jede Frau das Gefühl, das sich einstellt, wenn wir nachts durch schlecht beleuchte Parks oder unbeleuchtete Straßen laufen müssen? 

 

Lasst uns doch mal ehrlich sein! 

 

Wenn wir in einer Partnerschaft leben, wer übernimmt den Großteil der Haus- und Carearbeiten, obwohl auch wir arbeiten? Warum sollte nicht auch ein Sohn sich um die Kinder und Eltern kümmern und auch weniger schöne Arbeiten übernehmen, wenn doch alle Menschen vor dem Gesetz gleich sind? 

 

Warum werden Männern die tiefe der Beziehung die sich entwickeln, wenn man sich um Kranke und Schwache kümmert vorenthalten? 

 

Warum dürfen so wenige Väter sehen wie ihre Kleinkinder sich entwickeln? Laufen und sprechen lernen, ohne für ihre Familienzeit geächtet oder finanziell eingeschränkt zu werden? Wie viel diese systemischen Regeln unseren Männern vorenthält! 

 

Dennoch wird gefordert Familien sollten mehr Kinder haben.

 

Jeder weiß, das Muttersein der Karriere schadet und viele Männer auch gerne sehen würden, wie ihre Kinder größer werden. 

 

Verantwortung aus heutiger Sicht:

  

Wenn wir all dies beachten, dann stellt sich zwangsläufig ein anderes Bild ein, dass uns zwingt diese Statistiken von einem anderen Standpunkt aus zu betrachten.

 

Wir Frauen tragen viel Verantwortung! Für die Kinder, die Eltern, und wohl auch freiwillig oft genug für das Wohl des Ehemannes. In manchen kulturellen Kreisen trägt sogar die Frau noch heute die Ehre der Familie! 

 

Wir schaffen es trotz all dieser hohen Anforderungen unsere Kinder selbst in der schwierigen Pubertät "gerade zu richten". 

 

Wir sind da, wenn irgendwer krank ist, und stehend oft helfend zur Seite. 

 

Nebenbei müssen wir auch noch gepflegt, schlank und freundlich sein. 

 

Wenn ein Mann schreit, so gilt er noch heute als Durchsetzungsstark, wenn eine Frau schreit gilt sie als hysterisch oder es wird hinter vorgehaltener Hand "PMS" vermutet. 

 

Ein Verhalten das beiden Geschlechtern schadet! Die Menschheit ist eine tief soziale Art! Doch solche Narrative verlangen von beiden Geschlechtern sich gefühllos zu verhalten. Je psychopatischer, desto besser? 

 

Aktuelle Herausforderungen 

 

Wie Seline Hehl, Speakerin und Psychologin, in ihrem Artikel darlegt bringen wir grundlegende Skills mit. Darunter, um nur einige zu zitieren:  

  • Hohe Selbst- und Fremdwahrnehmung
  •  Feinfühliges Erkennen nonverbaler Signale
  •  Soziale Intuition und Beziehungsgestaltung
  •  Kluge Balance zwischen Empathie und Klarheit"   

Wenn ich all das nun bedenk, dann muss ich sagen:  

 

Ich sorge mich nicht darüber, dass 40% der befragten Frauen keine Lust auf Führung haben! Stattdessen ich bin als Frau stolz auf die von uns, die trotz der hohen Anforderungen noch bereit sind, in der Berufswelt ihren Mann zu stehen!

   

Auch nicht jeder Mann will führen! 

 

Auch nicht alle Männer wollen Führungspositionen, wie eine repräsentative Civey-Umfrage im Auftrag der Initiative "Chef:innensache" zeigte:

 

Im Jahr 2020 wollten nur noch 39,9 % der befragten Männer eine Führungsrolle anstreben. (Zum Vergleich: 2018 waren es noch 44,1 %.)

 

Respekt meine Damen! Danke dafür, dass ihr so viel Tatkraft und Mut zeigt und und Euren Kolleginen und Nachfolgerinnen den Weg ebnet! 

 

Frauen sind geradezu prädestiniert dafür, Führungsrollen zu übernehmen! 

 

Aber angesichts der Geschichte und der aktuellen Realität, in der wir Frauen, einfach nur weil wir Frauen sind, weniger verdienen als Männer, habe ich noch mehr zu sagen! 

 

Laut den aktuellsten verfügbaren Daten des Statistischen Bundesamtes, die sich auf das Jahr 2024 beziehen, liegt der unbereinigte Gender Pay Gap in Deutschland bei 16 Prozent. as bedeutet, dass Frauen im Durchschnitt 16 Prozent weniger pro Stunde verdienen als Männer. Das ist der stärkste Rückgang seit Beginn der Berechnungen. 

 

Bedauerlicher Weise muss ich hierzu sagen: 

 

Verdammt Mädels!

Verhandelt!

Seit Euch euren Wertes bewusst! 

 

Männer könnten helfen:

  

Wir brauchen nicht noch mehr Frauenquote in Führungsebenen! 

 

Wir brauchen Männer in schlecht bezahlten Frauenberufen, die bei Vertragsverhandlungen neue Richtwerte vorlegen! 

 

Für mich sind diese Forschungsergebnisse kein Zeichen von mangelndem Ehrgeiz bei Frauen, sondern ein Weckruf an die Gesellschaft. 

 

Es ist wichtig zu betonen, dass es sich hierbei nicht nur um einen Geschlechter-, sondern um einen gesellschaftlichen Wandel handelt. 

 

Die Zahlen zeigen deutlich, dass der Rückgang der Ambitionen kein rein weibliches Phänomen ist, sondern beide Geschlechter betrifft, wenn auch auf unterschiedlichem Niveau. 

 

Dies legt nahe, dass Unternehmen Führungspositionen neu denken und attraktiver gestalten müssen, um auch in Zukunft talentierte und motivierte Führungskräfte zu gewinnen. 

 

Dafür, dass wir Frauen in den letzten Jahren mehr Rechte und bessere Bedingungen erkämpfen konnten, sind nicht nur Frauen verantwortlich! 

 

Ohne die Unterstützung mutiger, verantwortungsbewusster Männer, die keine Angs vor starken Frauen hatten, sondern die Vorteile für beide Geschlechter erkannten, wäre dies nicht möglich gewesen! 

 

Das gibt mir Hoffnung! Lasst uns zusammenhalten!

 

Damit Männer die nicht führen wollen, es nicht mehr müssen und Frauen die wollen, dies zu fairen Bedingungen tun können!

 

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